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Reuters Digital Report 2022 – Wie traditionell ist die Mediennutzung in der DACH Region?

15 June 2022
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Das Reuters Institute for the Study of Journalism hat den Digital News Report für das Jahr 2022 vorgestellt. Insgesamt wurden Daten aus 24 europäischen Ländern, 8 nord- und südamerikanischen Ländern, 11 Ländern im Asien-Pazifik Raum und 3 asiatischen Ländern erhoben. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und einen besonderen Fokus auf die Entwicklung in den deutschsprachigen Ländern geworfen. Einen Überblick über die wichtigsten Fakten aus dem ganzen Report finden Sie ebenfalls auf unserem Blog (auf Englisch).

Wie traditionell ist die Mediennutzung in Deutschland?

“Selbst Deutschland mit oft sehr traditionellen Mediengewohnheiten ist nicht immun.” schreibt der Reuters Report. Denn auch wenn die Digitalisierung der Nachrichtenlandschaft in Deutschland etwas langsamer in Gang gekommen ist als in anderen Ländern, so sieht man nun immer vermehrt eine Ausweitung des Nachrichtenprogramms. Die Fernsehsender RTL und n-tv erweiterten ihre Fernsehprogramme um Nachrichtensendungen und mit BILD TV startete die BILD 2021 ihren eigenen Fernsehsender, der nun auch live die Schlagzeilen bringt.  

Auch nehmen die Initiativen zu, auch jüngere Menschen mit Nachrichten zu erreichen und in diesen Bereichen auch die eigene Berichterstattung auszuweiten. MDR und WDR probieren mit neuen digitalen Formaten wie Spielen Jugendliche für Themen wie den Klimawandel zu sensibilisieren. Die FAZ startete mit einem eigenen Blog namens “Kipppunkt”, der sich um Nachhaltigkeit und die Auswirkungen sowie die Verlangsamung des Klimawandels dreht. 

Statistik über den wöchentlichen Nachrichtenkosum in Deutschland

Auch wenn die digitalen Abonnenten in Deutschland auf dem aufsteigenden Ast sind und mittlerweile bei den meisten großen Zeitungen mehr als die Hälfte der Abonnements ausmachen, bleibt es schwierig die Verluste aus dem Printgeschäft zu kompensieren. Darum ist es auch nicht überraschend, dass es zu Zusammenlegungen von Verlagen kommt, um die Kräfte zu bündeln. So kaufte die belgische Mediahuis Gruppe im letzten Jahr die Aachener Verlagsgesellschaft auf. Die Verarbeitung und Nutzung von Daten, sowie neue Projekte in Richtung Video, Audio oder erweiterte Realitäten sind so auch für kleinere Publisher realisierbarer. 

In Deutschland scheint sich einiges in der Medienlandschaft zu tun und Medienhäuser, aber auch Leser, interessieren sich immer mehr für Nachrichtenprodukte außerhalb der klassischen Printzeitung. Doch der Reuters Report geht auch um die Affäre rund um Julian Reichelt, ehemaliger Chef Redakteur der Bild ein, der trotz Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen weiter im Amt bleiben durfte. Der Skandal wurde unter anderem von Der Spiegel, aber auch im Ausland von The New York Times untersucht.  

Ob man immer noch von einer traditionellen Mediengebrauch in Deutschland reden kann, haben wir uns anhand der neuen Zahlen aus dem Reuters Report von 2022 angesehen und diese insbesondere mit Österreich und der Schweiz verglichen.  

1. In Deutschland überholt das Internet den Fernseher

ARD und ZDF sind die Marken, denen die meisten Deutschen vertrauen und auf dem dritten Platz folgen regionale und lokale Zeitungen. Die Tagesschau sowie das heute Journal sind für viele die erste Anlaufstelle gewesen, wenn es um Nachrichten geht und das zeigte sich auch in den Statistiken wieder. Die Nutzung des Fernsehers als Quelle ist seit 2013 zwar von 82% auf 65% gefallen, doch 2022 überholten zum ersten Mal Online Nachrichten das Fernsehen. Dies ist relativ spät im Vergleich zu anderen Ländern wo Online schon viel länger dominiert. In Österreich wurde das Fernsehen bereits 2017 überholt und die Zahlen aus der Schweiz zeigen, dass bereits vor 2016 die meisten Nachrichten online bezogen wurden.  

Während in Österreich auch fast die Hälfte der Bevölkerung (47%) ihre Nachrichten aus den sozialen Medien bekommen, sind es in Deutschland nur knapp ein Drittel (32%) und auch die Schweiz liegt mit 43% vor Deutschland. Das diese Zahl in Deutschland niedriger ist könnte mit der am meisten genutzten Geräte zusammenhängen. Soziale Medien wie Instagram, Twitter und auch TikTok werden meistens über das Smartphone genutzt und weniger über Tablets oder Computer. Auch wenn in allen drei Ländern das Smartphone am beliebtesten ist, ist die Nutzung mit 71% in Österreich und mit 72% in der Schweiz, doch noch um einiges höher als in Deutschland. Hier gaben 57% an, ihr Handy zum Nachrichtenkonsum zu nutzen.  

Umso überraschender ist es dafür, dass der Fall von Print in Deutschland am stärksten war. Seit 2013 ist die Nutzung von Print in Deutschland von 63% auf heute 26% gefallen und liegt damit deutlich unter Österreich und der Schweiz. Auch wenn man hier im Laufe der letzten Jahre einen deutlichen Rückgang gesehen hat, liegt die Nutzung weiterhin bei über 40%.  

2. Zahlungsbereitschaft liegt knapp unter dem Durchschnitt in der DACH Region

Menschen dazu zubringen für Nachrichten zu bezahlen ist für Publisher eine der schwierigsten Aufgabe, da die Konkurrenz durch kostenlose Nachrichten enorm ist. Die Norwegen sind eindeutige Spitzenreiter, wenn es um die Zahlungsbereitschaft geht, gefolgt von den nordischen Ländern Schweden und Finnland. In der DACH Region liegen Österreich und Deutschland mit 14% gleich auf und bleiben noch hinter dem Durchschnitt von 17%. Die Schweiz liegt knapp über dem Durchschnitt mit 18%. Dabei ist die Zahlungsbereitschaft unter den deutschsprachigen Schweizern (16%), aber geringer als in der französischen Schweiz und näher an den Zahlen aus den anderen Ländern der DACH Region.  

Statistik darüber wie viel Prozent im letzten Jahr für Online Nachrichten bezahlt haben

3. Die Deutschen bleiben skeptisch bei der Weitergabe von Daten

Deutschland ist dafür bekannt besonders viel Wert auf Datenschutz zu legen und geben nur ungerne ihre eigenen Informationen weiter. Für Publisher ist es besonders wichtig First-Party Data zu sammeln, um attraktiver für Anzeiger zu sein und auch höhere Preise zu verlangen. Auch um das eigene Abo besser promoten zu können oder Angebote schalten können ist es hilfreich E-Mail-Adresse oder auch persönliche Daten wie das Geburtsdatum zu kennen.  

Um diesen Prozess zu unterstützen haben sich Publisher in der Schweiz zusammengeschlossen, so dass man sich nur einmal mit seiner E-Mail-Adresse einloggen muss und dann auf die Webseiten und Apps von mehreren Verlegern zugreifen kann. Dies kann die Hürde seine Daten zu teilen deutlich verringern, da neben dem Datenschutz auch oft eine gewisse Faulheit einen davon abhält seine Adresse zu teilen.  

Statistik darüber wie viel Prozent sich im letzten Jahr auf einer Nachrichten Website registriert haben

Laut dem Reuters Report haben sich in der Schweiz 31% im letzten Jahr bei einer Nachrichtenwebsite angemeldet, womit sie über dem Durchschnitt von 28% liegen. Österreich ist genau im Durchschnitt und Deutschland liegt mit 19% nur noch vor Großbritannien und Japan. Beeinflusst wird dies von der Mentalität, aber auch davon wie hart die Paywalls im jeweiligen Land sind und ob die Vorteile für den Nutzer deutlich gemacht werden.  

Auch ein fehlendes Vertrauen in die Nachrichten und ein verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Daten beeinflussen die Bereitschaft. Doch das Vertrauen in Nachrichten ist mit 50% der Befragten die angaben, dass sie meistens den Nachrichten vertrauen höher als in den anderen Ländern der DACH Region. Vielleicht könnte ein Konzept wie in der Schweiz auch in Deutschland erfolgreich sein und Publishern helfen mehr First-Party-Data zu sammeln.  

4. Text bleibt am beliebtesten, doch auch Podcasts werden beliebter in Deutschland

Text ist weiterhin King schreibt der Reuters Report, doch auch hier ist Deutschland nicht so traditionell wie man vielleicht annehmen würde. Während in Finnland 85% der Befragten angaben, dass sie meistens Nachrichten in Textform konsumieren, sind es in Deutschland und Österreich gerade einmal 58%. In der Schweiz liegt es noch bei 63%. Auf den Philippinen und auch in Thailand nutzen hingegen schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung YouTube, um sich zu informieren. Als Vorteile von Videos wurden genannt, dass diese einfacher zu verstehen sind und diese sie mehr entertainen als Text.  

Statistik darüber wie viel Prozent im letzten Monat einen Podcast gehört haben

Auch Podcasts erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Im gesamten untersuchten Markt gaben 34% an, dass sie im letzten Monat einen Podcast gehört haben. Dies ist 3% Prozent mehr als noch 2021. Im DACH Region Vergleich sieht man, dass am meisten Podcast in der Schweiz gehört werden (35%). Hier ist der Anteil der Deutschsprachigen (37%) auch höher als der Französischsprachigen (34%). In Österreich sind es 31% und in Deutschland 29%. Dies sind in Deutschland 4% mehr als noch im vorherigen Jahr.  

Die wichtigsten Erkenntnisse aus anderen Ländern

  • Das Vertrauen in die Nachrichten ist in beinahe der Hälfte der untersuchten Länder gesunken und nur in sieben Ländern gestiegen. Im Durchschnitt gaben 42% an, dass sie den meisten Nachrichten die meiste Zeit glauben. Am höchsten ist das Vertrauen in Finnland und am niedrigsten in den USA.  
  • Immer mehr Menschen gaben an, dass sie die Nachrichten absichtlich vermeiden. Genannte Gründe waren, dass es die Stimmung negativ beeinflusst oder dass es ihnen Schwierigkeiten bereitet die Nachrichten zu verstehen.   
  • In den USA und in Australien kann man beobachten, dass Zeitungsleser dazu bereit sind für mehr als ein Abonnement zu bezahlen. Angesicht der Inflation und der steigenden Lebenshaltungskosten gaben Nutzer an die Zahl ihrer Medienabonnements (darunter auch Fernsehen, Musik oder Bücher) zu reduzieren.  
  • Facebook bleibt das beliebteste Medium für Nachrichtenkonsum, doch TikTok wird vor allem bei den unter 25-Jährigen immer beliebter. Visuelle Berichterstattung wird immer beliebter.  
  • Die Weitergabe ihrer Daten an Publisher sehen die meisten Nutzer kritisch. Nur 32% glauben daran, dass ihre Informationen von Publishern verantwortungsvoll genutzt werden. Das Vertrauen in die Nachrichten beeinflusst die Bereitschaft die eigenen Nachrichten zu teilen.  

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