Sich für die richtige App Strategie zu entscheiden ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Entwicklung des Abo Geschäfts. In unserem Webinar letzte Woche lernten wir mehr über verschiedene App Strategien und welche Entscheidungen dahinterstehen.
Wir sprachen mit den Produktexperten Matthias Douchet (The Telegraph), Mareike Oberman-Eberz (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Mathieu Halkes (Schibsted) und Matthieu Dubois (Twipe) um einen Einblick in ihre Vorgehensweise zu bekommen.
Für alle die nicht an dem Webinar teilnehmen konnten haben wir die wichtigsten Informationen zusammengefasst.
Es ist eigentlich keine Überraschung mehr, aber es kann nur weiter betont werden: Apps sind unersetzlich in unserem täglichen Leben! Die Zahl der Smartphone Benutzer steigt seit Jahren immer weiter an und liegt mittlerweile bei mehr als 6,6 Milliarden Menschen weltweit. Doch auch die Zeit, die Nutzer durchschnittlich auf Apps verbringen, wird jährlich mehr. Während Nutzer in den USA 2018 noch durchschnittlich 2 Stunden und 49 Minuten auf Apps verbrachten, ist die Nutzung 2022 um fast eine Stunde (3 Stunden 47 Minuten) gestiegen.
Auch wenn es oft den Anschein hat, dass Facebook oder WhatsApp die Nutzung vollständig dominieren, so findet 80% der Appnutzungszeit außerhalb von diesen statt. Positiv ist dabei für Verleger, dass mehr als 70% der Nutzer angaben, ihr Smartphone mindestens wöchentlich zu nutzen um Magazine oder Nachrichten zu lesen.
Es gibt nicht eine App Strategie, die für alle geeignet ist. Für welche Strategie man sich entscheidet ist unabhängig von Verleger zu Verleger, aber kann auch von Produkten innerhalb einer Gruppe unterschiedlich sein. Während einige Verleger auf zwei seperate Apps für Live News und ePapers setzen, entscheiden sich andere dazu ihre Apps in einer einzelnen zu verbinden. Unsere Umfrage unter verschiedenen Verlegern hat gezeigt, dass die Industrie bei dieser Frage sehr gespalten ist.
Mathieu Halkes gibt gute Gründe, warum sich für bei Schibsted für verschiedene Strategien entschieden worden ist. Schibsted hat verschiedene Titel in der nordischen Region und legt abhängig vom Zeitungstyp einen anderen Fokus. Für ihre Boulevardzeitungen wie Aftonbladet ist die Titelseite von großer Bedeutung. Es soll auffallen, Leser sollen sich direkt angesprochen fühlen und so zum weiterscrollen angeleitet werden. Anders sieht es dahingegen bei der App des Svenska Dagbladet aus, welche ausschließlich für Abonnenten zugänglich ist. Dieses bietet den Nutzern ein exklusiveres Lesegefühl, was noch einmal durch den eigenen Newsletter verstärkt wird. Alle Apps von Schibsted, welche sich nur an Abonnenten richten, sind nach dem selbem Prinzip aufgebaut, was für eine klare Übersicht sorgt und so die Erfahrung für den Nutzer sehr angenehm macht.
Ähnlich ist es auch bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dort wird auf verschiedene Apps, fünf um genau zu sein, gesetzt statt auf eine gemeinsame. Drei der Apps (F.A.Z Kiosk, F.A.Z Der Tag, F.A.Z NET) informieren zwar alle über allgemeine Nachrichten, doch richten sich an verschiedene Zielgruppen und setzen einen anderen Fokus. F.A.Z Der Tag konzentriert sich auf die wichtigsten Nachrichten der vergangenen 24 Stunden, während man in der F.A.Z NET auch Zugang zu Kommentaren wie auch Interviews hat. In der App F.A.Z Kiosk findet man alle Ausgaben der Zeitung. Diese Strategie ist der beste Weg für die F.A.Z erklärt Mareike Oberman-Eberz, da die Apps auf die verschiedenen Zielgruppen zugeschnitten sind und auch der preisliche Unterschied der Apps zu groß ist, um sie zusammenzufügen.
Für eine spannende Änderung ihrer Strategie entschloss sich dahingegen der britische Verleger The Telegraph. In 2015 hatten sie sich noch dazu entschieden, neben ihrer Live News App, eine separate App für ihre Editionen aufzubauen. Der Grund für diese Aufteilung lag in erster Linie daran, dass man verschiedene Apps für Smartphone und Tablet Nutzer haben wollte. Schließlich musste man aber feststellen, dass die Zielgruppen der Apps nicht groß voneinander abwichen. Stattdessen kam es eher zu Verwirrungen welche App man nun downloaden sollte und die Apps waren mehr als “rote” oder “blaue” App bekannt.
Nachdem sich The Telegraph 2018 dazu entschieden hatte zusammen mit Twipe ihre Edition App zu entwickeln, beschloss man auch die Live News App in die Ausgaben App zu integrieren. Zum einen da diese eine “robustere Grundlage” hatte, zum anderen wollte man eine Veränderung für die Ausgaben Leser vermeiden, da diese dazu neigen Gewohnheit zu priorisieren.
Und welche Bilanz konnte aus dieser Strategieveränderung gezogen werden? Nicht nur für The Telegraph Leser ist es einfacher geworden, die nun beide Funktionen seperat in einer App nutzen können. Auch für das interne Produktteam ist es einfacher geworden, da man sich nur noch auf eine App konzentrieren muss. Rückblickend sieht Matthias Douchet als ein Wagnis, welches sich auf jeden Fall ausgezahlt hat und jedes Risiko wert war. Die The Telegraph App verbesserte ihre Bewertung in fünf Monaten von 4.0 auf 4.3 Sterne.
Durch die Konkurrenz mit anderen Verlegern und kostenlosen Nachrichtenseiten ist es herausfordernd einen angemessenen Preis für die angebotenen digitalen Produkte festzulegen. Hochwertiger Qualitätsjournalismus sollte weiterhin gewährleistet werden, aber immer noch attraktiv für die Leserschaft sein.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat dabei eine sehr große Preisspanne, die von Mareike Oberman-Eberz ausgelegt wird. Der F.A.Z Kiosk, der seinen Abonnenten eine tägliche digitale Ausgabe der Zeitung bietet, kostet 49,90€ im Monat. Für die Live News Ausgabe F.A.Z NET bezahlen Leser dahingegen nur 12€ monatlich. Damit hat die F.A.Z zwar das teuerste Preismodell im deutschsprachigen Raum, doch auch hier bestätigt das Wachstum der F.A.Z Apps, dass man mit diesem Modell auf der richtigen Spur ist. Mehr zeigt dies, dass Qualitätsjournalismus einen immer höheren Stellenwert bekommt und Leser dafür bereit sind etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Source: F.A.Z
Vor der Zusammenführung der beiden Apps gab es auch bei The Telegraph ein ähnliches Modell. Die Live News App war für £8,99 monatlich verfügbar und die Editionen App kam mit einem Preis von £25,99. Dies ist laut Douchet auch einer der Gründe gewesen warum man mit der Zusammenführung gezögert hatte. Nun bezahlen Nutzer der App £12,99 monatlich. Der Zuwachs von neuen Abonnenten zeigt, dass The Telegraph auf dem richtigen Weg ist um ihr Ziel von eine Million Abos bis 2023 zu erreichen.
Ein Wachstum an Abonnements ist in jedem Fall eine positive Entwicklung, doch dabei sollten die eigenen Einkünfte nicht aus den Augen verloren werden. Dabei ist es wichtig, dass Abonnements über die eigene Nachrichten Website abgeschlossen werden, so dass man für seine Arbeit auch einen fairen Anteil gegenüber den Tech Giganten bekommen kann.
Darüber hinaus hilft es auch die Bedürfnisse der Leser besser zu verstehen, erklärt Mathias Douchet von The Telegraph. Bei einem Abschluss über die eigene Website stellt der Nutzer seine Daten zur Verfügung, was dabei helfen kann die App ständig zu verbessern. Die ist nicht möglich, wenn der Kauf stattdessen über einen Drittanbieter wie zum Beispiel Apple abgeschlossen wird.
Diese Erfahrung kann auch Mareike Oberman-Eberz von der F.A.Z teilen. Obwohl die meisten Kunden ihre Abos über die Webseite der Zeitung abschließen, lässt sich beobachten, dass immer mehr neue Abonnenten auch über In-App Verkäufe dazu kommen. Unvermeidbar ist dies vor allem bei iOs Apps.
Um als App erfolgreich zu sein und auch zu bleiben muss man in das Leben der Nutzer passen und sich zu einem Lebenspartner entwickeln, den man nicht mehr missen möchte. Verleger setzen immer mehr auf Nischenprodukte oder erweitern ihre Medien auf zum Beispiel Podcasts.
Um ihren Nutzern die bestmögliche Erfahrung auf ihren Apps zu bieten hat Schibsted investiert in die Entwicklung ihres Audio -und Video Programms. Vor allem in den nordischen Ländern erfreuen sich Podcast seit Jahren großer Beliebtheit. Ein weiteres Beispiel, was Mathieu Halkes gibt, ist die Abnehm App “Vektklubb”. In dieser können die Nutzer ihre Abnahme festhalten und ihre täglichen Essgewohnheiten dokumentieren. Durch die personalisierten Methoden um Gewicht zu verlieren, wird die App zu einem festen Bestandteil des Lebens und ist aus dem Alltag der Nutzer nicht mehr wegzudenken. Das Abo für die Nachrichten App ist zwar ein anderes, aber trotzdem gibt es eine deutliche Überschneidung zwischen den Abonnenten.
Source: App Store
Die F.A.Z hat neben ihren Apps über die Aktualität auch zwei für eine kleinere Zielgruppe. So bietet die App F.A.Z Einspruch ein digitales Angebot für Juristen, während in der F.A.Z Digitech Nachrichten aus der Netz -und Technikwelt besprochen werden. Alle Apps können ein Wachstum verzeichnen, was für Mareike Oberman-Eberz ein entscheidender Grund ist um bei ihrer App Strategie zu bleiben.
Wenn sie mehr darüber erfahren möchten wie Sie das Beste aus ihren Apps herausholen können, dann melden Sie sich gerne bei uns für ein persönliches Gespräch.
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