Den Preis für das eigene Produkt zu bestimmen ist eine der schwierigsten Entscheidungen, die Publisher treffen müssen. Mit der richtigen Preisstrategie ist es möglich für die Medienbranche Leser zufrieden zu stellen und gleichzeitig effektiv seine Profite zu steigern. Abonnements spielen dabei eine besondere Rolle und sollten gut durchdacht sein.
Auch wenn die Entwicklung von dem richtigen Abo-Modell kein neues Thema ist, ist es durch die Corona Pandemie noch einmal wichtiger geworden. Denn:
In unserer eigenen Studie haben wir einen besonderen Blick auf das Abonnentengeschäft in der DACH-Region geworfen und uns 55 Zeitungen angesehen. Auffällig war, dass 76% drei oder mehr Formen von Abonnements anbieten. Nur 5% hatten nur einen festen Preis auf ihrer Website stehen. Während es früher bei Tageszeitungen nur eine Option gab ist die Vielfalt in den letzten Jahren um einiges grösser geworden. Publisher sehen es als immer wichtiger an verschiedenen Angeboten zu haben und ihren Lesern eine Auswahl zu bieten.
Wir haben uns sechs verschiedene Zeitungen aus der ganzen Welt angeguckt, um zu sehen mit welcher Strategie Publisher probieren ihre Leser zu überzeugen.
Das französische Tageblatt Le Parisien unterscheidet ihre Preise auf zwei verschiedene Weisen. Dies Leser haben die Wahl, ob sie nur einen digitalen Zugang haben möchten oder neben diesem immer noch die Zeitung täglich auf Papier bekommen möchten. Für die digitale Option bezahlt man 7,99€ im Monat, wobei damit geworben wird, dass der erste Monat nur 1€ kostet. Knapp 30€ bezahlt man, wenn man auch die Print Edition bekommt. Die digitale Zeitung ist dabei schon um 21 Uhr 30 des Vorabends verfügbar und Leser bekommen täglich einen Newsletter zugeschickt, der über die wichtigsten Neuigkeiten aus der eigenen Region informiert.
Le Parisien möchte ihre Leser gerne für einen langfristigen Zeitraum gewinnen und unterscheidet zwischen Abos für ein Jahr und einen Monat. Während der Unterschied bei der digitalen Ausgabe noch nicht so deutlich bemerkbar macht, von 7,99€ auf 9,99€, ist der Unterschied für die Print Ausgabe gewaltig. 60% mehr ,also 879€, bezahlen Leser, wenn sie sich jeden Monat aufs Neue dafür entscheiden wollen.
Mit ihrem Angebot für Studierende wurde die NWZ Nordwest Mediengruppe mit Sitz in Oldenburg für den INMA Award in der Kategorie “Beste Initiative um Abonnenten zu gewinnen” nominiert. Vielen Zeitungen fällt es schwer vor allem jüngere Zielgruppen zu erreichen und besonders Studierende entscheiden sich nur selten für ein Abonnement.
In der Region der Mediengruppe gibt es gleich vier Universitäten, doch nur 1% der Studierenden sind auch Abonnenten. Darum entschied man sich ein spezielles kostenloses Angebot für Studierende zu entwickeln. Studierende können sich mit der Mailadresse ihrer Universität in der App oder der Website des NWZ anmelden und erhalten freien Zugang. Unterstützt wird dies von einem Sponsor, der zielgruppenrelevante Werbung schaltet. Studierende jetzt schon zu erreichen und zu einem festen Bestandteil in ihrem Leben zu werden, kann die Abonnentenzahlen langfristig steigern. Nach ihrem Abschluss bleiben viele weiterhin in der Region und sind dann auch bereit für ihr Abonnement zu bezahlen.
Anderen Zeitungen geben Studierenden zwar keinen kostenlosen Zugang, doch haben meistens ein kostengünstigeres Angebot. Die Süddeutsche Zeitung bietet ein spezielles Probeabo für Studierende an und 75% weniger bezahlt man bei The Economist im ersten Jahr.
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Mit einem Abonnement bei der englischsprachigen Zeitung Montreal Gazette aus der Provinz Quebec in Kanada, bekommt man nicht nur Zugriff auf die eigene Website der Zeitung, sondern auch auf 15 weitere. Nur für die Montreal Gazette erhält man aber ein E-Paper. Eine Kooperation von verschiedenen Abonnements konnte man schon länger in anderen Bereichen beobachten. So gab zum Beispiel Spotify in ihrem Angebot für Studierende auch Zugang zu dem Streamingdienst Hulu. Unter Publishern sind Kooperation in den letzten Jahren immer beliebter geworden.
Ähnlich wie bei Netflix, kann bei sich bei der britischen Zeitung The Telegraph für ein sogenanntes Family Pack entscheiden. Damit bekommt man alle Leistungen wie bei den anderen Optionen, aber erhält dazu noch drei weitere Zugänge. So eignet sich das Abonnement für Familien und Freunde, da man für das Angebot nur £4 mehr zahlt.
Auch arbeitet The Telegraph, um seine Leser zu dem Abschluss eines Abonnements zu überzeugen, mit Content, der nur für zahlende Kunden zur Verfügung steht. Puzzles, Kreuzworträtsel und weitere Spiele stehen nur im Digital Plus Abo zur Verfügung oder man entscheidet sich für eine extra “Puzzle Subscription.” Diese Angebote tragen besonders zu der Entwicklung von Gewohnheiten bei und reduzieren auf diese Weise deutlich die Churn Rate.
Im Gegensatz zu Le Parisien bietet The Telegraph nur Abos für einen Monat an und setzt auf Flexibilität. Jeden Monat kann gekündigt werden und auch mal für einen bestimmten Zeitraum pausiert werden.
2018 war das erste Jahr in dem der Arkansas Democrat-Gazette prognostiziert wurde, Verluste zu machen. Um den Abschluss eines Abonnements besonders attraktiv zu machen, entschied sich die Zeitung dazu kostenlose iPads zu vergeben. Dies hatte den Vorteil, dass Kunden die noch nicht vertraut mit den digitalen Ausgaben waren, langsam an diese herangeführt wurden. Für Kunden für die das Fehlen eines Tablets, der Grund gewesen war noch immer die Print Ausgabe zu empfangen, war dies ein besonderer Anreiz. Für die Leser, die auch auf Grund der fremden Handhabung von Tablets die Print Ausgabe bevorzugt hatten, wurden persönliche Trainings organisiert.
Prämien für Neukunden gibt es bei vielen Zeitungen in den unterschiedlichsten Formen. Die Wiener Zeitung verschenkt bei dem Abschluss eines 6 Monats Abo einen Büchergutschein im Wert von 20€. Die belgische Zeitung Het Belang van Limburg bietet ein einmaliges Frühstückspaket an, welches man dann am Wochenende zusammen mit der Zeitung bekommen kann.
Bei der niederländischen Zeitung NRC kann man sich auf der Website ganz einfach, dass Abo zusammenstellen, was am besten zu einem passt. In verschiedenen Schritten kann man auswählen wie man gerne seine Zeitung empfangen würde, an welchen Tagen und für welchen Zeitraum man sich interessiert. An der Seite kann man direkt vergleichen, wie sich der wöchentliche Preis abhängig von den Konditionen verändert. NRC verabschiedet sich dabei von einem starren Abo Modell und geht auf die individuellen Vorlieben seiner Leser ein.
Diese Beispiele zeigen deutlich wie vielfältig Abo Modelle geworden sind und das Publisher oftmals eine sehr unterschiedliche Strategie verfolgen. Es gibt nicht ein Modell, was Erfolg für jede Zeitung versprechen kann, aber es gibt einiges was Sie beachten können, wenn Sie an Ihrer Abonnenten Strategie arbeiten wollen.
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